Wirbelsäule

Diagnose und Behandlung von Erkrankungen der Wirbelsäule

Nicht ohne Grund wird die Wirbelsäule als "Achsenorgan" des Menschen bezeichnet. 80 Prozent aller Menschen erleiden im Laufe ihres Lebens mindestens eine Episode von Rückenschmerz. Allerdings gelingt es in den meisten Fällen, die schmerzfreie Funktion der Wirbelsäule ohne Operation wiederherzustellen.

Ist jedoch erst einmal eine Kompression von Rückenmark oder Nervenwurzeln durch Bandscheibengewebe oder Knochenvorsprünge eingetreten oder ist die Wirbelsäule durch Bruch oder Verschiebung von Wirbeln instabil geworden, kann oft nur eine Operation Abhilfe schaffen.

Ansprechpartner

PD Dr. med. Sebastian Fürderer

PD Dr. med. Sebastian Fürderer

Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie

Stefan Köllisch

Stefan Köllisch

Facharzt für Neurochirurgie

Rückenschmerzen

Rückenschmerzen sind neben Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems die häufigste Ursache für einen Arztbesuch. In den allermeisten Fällen liegt eine akute Lumbago, eine volkstümlich "Hexenschuss" genannte schmerzhafte Verspannung oder Überlastung der Rückenmuskulatur vor. Eine Besserung tritt in der Regel spontan innerhalb von 14 Tagen ein.

Wichtig ist hier ein frühzeitiger Belastungsbeginn, eine Ruhigstellung ist nachweislich mit einer längeren Dauer vergesellschaftet. Davon abzugrenzen gilt es die behandlungsbedürftigen symptomatischen Erkrankungen des sogenannten Achsenorgans.

Bandscheibenvorfall

Beim Bandscheibenvorfall handelt es sich um Gewebe des flexiblen Puffers der sich normalerweise zwischen den Wirbeln befindet und das sich als Folge von Verschleiß in den Spinalkanal verlagert hat. Neben Rückenschmerzen strahlen die Schmerzen in ein Bein aus (Ischiasschmerz), je nach Größe kommt es zu Beeinträchtigungen der Sensibilität oder der Kraft.

Therapie:

Wenn keine Gefährdung von Nervenfasern im Sinne von Lähmungserscheinungen oder Sensibilitätsstörungen besteht, kann in der Regel ohne Operation durch Medikamente, Krankengymnastik, ggf. auch mittels Spritzen im Bereich der betroffenen Nerven und Bandscheiben der Vorfall zur Rückbildung gebracht werden (siehe "Mikrotherapie").

Nur im Falle therapieresistenter Schmerzen oder bei höhergradigen Lähmungserscheinungen wird in der Regel mikrochirurgisch das auf den Nerven drückende Gewebe entfernt.

Verengungen des Wirbelkanals

Aufgrund von Verschleiß (Arthrose) der kleinen Wirbelgelenke kommt es bei längerem Verlauf zur Verengung des Spinalkanals, der sogenannten Spinalen Stenose durch Knochen und Bandgewebe.

Symptome sind typischerweise die „Schaufensterkrankheit“ Claudicatio spinalis, die sich durch Schmerzen und Schwäche- oder Schweregefühl der Beine nach kurzer Gehstrecke bemerkbar machen und den Patienten zwingt, immer wieder stehenzubleiben und zu warten, bis sich die Symptome wieder zurückbilden.

Einengung eines Nervenkanals der Lendenwirbelsäule
Einengung eines Nervenkanals der Lendenwirbelsäule

Therapie:

Zunächst sollte versucht werden, ohne Operation durch Medikamente, Krankengymnastik, ggf. auch mittels einer Kathetertherapie (PDK) zur Durchspülung des Kanals, die Symptome zu verbessern.

Ist hierdurch keine Besserung zu erzielen, kann mikrochirurgisch das überschüssige Gewebe entfernt und so der Spinalkanal erweitert werden.

Mikrotherapie: Injektionstechniken

Peridurale Therapie – Facetteninfiltration – Wurzelblockaden

Mikrotherapie: Injektionstechniken


Operation mit dem OP-Mikroskop

zur Behandlung von Bandscheibenvorfällen und spinalen Engen

Operation mit dem OP Mikroskop

Dynamische Stabilisierung der Halswirbelsäule

nach vorangegangener Versteifungsoperation

Dynamische Stabilisierung der Halswirbelsäule

Bandscheibenprothese an der Lendenwirbelsäule

Bandscheibenprothese an der Lendenwirbelsäule


Wirbelgleiten

Als Spondylolisthese wird das Abgleiten eines Wirbels über den darunterliegenden bezeichnet. Es ist Ausdruck einer Instabilität und kann angeboren oder durch Abnutzung der Wirbelgelenke verursacht sein. Im Vordergrund stehen Rückenschmerzen, die oft in die Beine ausstrahlen. Symptome der spinalen Stenose können hinzukommen.

Therapie:

Wenn durch konservative Maßnahmen keine Besserung zu erzielen ist, müssen die Wirbel in ihre ursprüngliche Lage zurückversetzt und dort versteift werden (Spondylodese). Dies geschieht durch Schrauben in den Wirbeln, die zerschlissene Bandscheibe wird in der Regel durch ein Karbon- oder Titanstück ersetzt. Wenn nur eine oder zwei Bandscheiben betroffen sind, wirkt sich eine solche Versteifung nicht auf die Beweglichkeit aus, da die übrigen Segmente den Bewegungsverlust kompensieren können.

Korrektur eines Wirbelgleitens durch sog. Repositionsspondylodese

Korrektur eines Wirbelgleitens durch sog. Repositionsspondylodese


Skoliose

Skoliosen kommen als sogenannte idiopathische Skoliose im Rahmen von Wachstums- und Entwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen vor. Im Alter handelt es sich in der Regel um einen asymmetrischen Verschleiß der Bandscheiben und Gelenke. Auffällig ist zunächst nur die Deformierung des Rumpfes, später können Schmerzen und eine Bewegungseinschränkung der Wirbelsäule hinzukommen. Eine sekundäre Verengung des Spinalkanals kommt quasi nur beim älteren Patienten vor.

Therapie:

Das Fehlwachstum kann bei der Mehrzahl der idiopathischen Skoliosen mit einer konsequenten Korsettbehandlung aufgehalten oder sogar verbessert werden. Hierzu muss eine tägliche Tragezeit von mindestens 20 Stunden eingehalten werden. Das Korsett kann jedoch zum Sport und für die Körperpflege abgenommen werden. Überschreitet die Skoliose ein bestimmtes Maß, so lässt sich das Fortschreiten der Krümmung trotz Korsetttherapie nicht aufhalten.

Bei idiopathischen Skoliosen (siehe dort) ist dies ein Winkel von 40 bis 45° in der Aufsicht. Bei sekundären Skoliosen ist der Zeitpunkt zur Operation sogar bereits bei einem Krümmungsausmaß von 30° gegeben.

Skoliose-Operation

Die Operation beinhaltet eine Korrektur soweit wie möglich. Die Korrektur kann von hinten, von vorne oder kombiniert je nach Art und Ausmaß der Verkrümmung notwendig sein. In allen Fällen muss eine Stabilisierung und Versteifung durchgeführt werden. Meist wird hierzu ein Implantat aus Schrauben, Stäben und Haken, ein sogenannter Fixateur intern, an der Wirbelsäule befestigt. Je nach Länge und betroffenem Wirbelsäulenabschnitt ist die Beweglichkeit der Wirbelsäule danach eingeschränkt.

Als Faustregel gilt: Je höher und kürzer der operierte Abschnitt, desto geringer die Bewegungseinschränkung. Da das Rückenmark mit der Skoliose wächst, ist jedoch eine vollständige Korrektur nicht immer möglich und sogar gefährlich, da es durch übermäßigen Zug und Biegung der Wirbelsäule zu Schädigungen mit der Folge von Lähmungen kommen kann.

Korrektur einer primären Skoliose

Korrektur einer primären Skoliose


Korrektur einer Fehlstellung nach vorangegangener Wirbelsäulenoperation

Korrektur einer Fehlstellung nach vorangegangener Wirbelsäulenoperation


Wirbelbrüche

Verletzungen und Instabilitäten der Wirbelsäule entstehen durch Zerstörung der stabilisierenden Strukturen Wirbelkörper, Bandscheiben und Gelenken und können durch äußere Gewalteinwirkung, aber auch durch Entzündungen und Tumoren hervorgerufen werden. Hier liegt oft eine Gefährdung des Rückenmarks bzw. der Nervenwurzeln vor.

Therapie:

Ziel ist es, die Stabilität der Wirbelsäule wiederherzustellen. Dies geschieht in der Regel durch eine entweder vorübergehende oder permanente Stabilisierung mit Schrauben, Stäben und Platten, einem sog. Fixateur intern, der ggf. nach Ausheilung der Verletzung entfernt werden kann oder aber durch eine zusätzliche Versteifung mit Ersetzen der Bandscheiben.

Osteoporose der Wirbelsäule

Osteoporotische Wirbelbrüche sind ein häufiges Problem und nicht selten auch das erste Zeichen des Knochenschwunds. Mit mehr oder weniger aufwendigen und bequemen Korsetts und Miedern wurde bislang versucht, eine äußere Stabilisierung der Wirbelsäule zu erreichen, bis der Bruch geheilt war.

Eine solche Behandlung ist nicht nur unbequem, in nicht wenigen Fällen kann ein Kollaps des betroffenen Wirbels auch durch ein konsequentes Tragen des Korsetts nicht verhindert werden. In den letzten Jahren wurde jedoch mit der Vertebroplastie ein Verfahren entwickelt, mittels dem eine minimalinvasive und schnelle Stabilisierung des eingebrochenen Wirbels erreicht werden kann. Hierbei wird durch eine Kanüle ein spezieller selbsthärtender Kunststoff (PMMA oder „Knochenzement“) in den Wirbel eingespritzt.

Je nach Verfahren kann vorher eine Aufrichtung mit speziellen Ballonkathetern oder mit Metallgeflechten erreicht werden. Das Verfahren wird meist unter Vollnarkose durchgeführt, bei hohem Narkose-Risiko kann es jedoch auch in lokaler Betäubung durchgeführt werden. In der Regel ist der Patient bereits wenige Stunden nach dem Eingriff deutlich schmerzgebessert. Es kann auch in Kombination mit der offenen Aufrichtung von Wirbelbrüchen verwendet werden.

Minimalinvasive Operation bei osteoporotischen Wirbelbrüchen

Minimalinvasive Operation bei osteoporotischen Wirbelbrüchen