Krankenhaus Daun

Psychosomatik: Krank ohne Befund

Wenn Körper und Seele SOS senden, jedoch alle Untersuchungen unauffällig sind - dann ist das wohl psychosomatisch…

von Dr. med. Beate Huck, Sektionsleiterin Psychosomatik

Oft leiden Patient*innen unter hartnäckigen Beschwerden, die zunehmend die Alltagsbewältigung erschweren oder sogar unmöglich machen. Trotz wiederholter medizinischer Untersuchungen finden sich keine krankhaften Organbefunde, so dass es schwerfällt, eine erfolgreiche Therapie zu finden. Häufig treten solche Beschwerden im Zusammenhang mit länger dauernden Belastungen, Konflikten, oder Lebenskrisen auf. Manchmal ist jedoch auch kein Auslöser erkennbar, öfters findet sich jedoch in der Biographie ein traumatisches Ereignis.

Typische Symptome können z.B. Schmerzen an verschiedenen Organsystemen, Magen-Darm-Beschwerden, schnelle Erschöpfbarkeit, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit und Ängste sein. Plötzlich auftretende Engegefühle in der Brust, Herzrasen, Schwindelgefühle, Kloß im Hals etc. können natürlich auch durch Herz- oder Lungenerkrankungen verursacht werden, aber, nach Ausschluss organischer Störungen, ebenso typische Symptome von Panikattacken im Rahmen von Depressionen oder Panikstörungen sein.


Das Team der Psychosomatik

Betroffene suchen zunächst oft monatelang bei verschiedenen Ärzt*innen Hilfe, bevor sie sich an eine/n Psychotherapeut*in wenden. Dies wird besonders aufgrund der ausgesprochen schlechten ambulanten Versorgungssituation im Bereich Psychiatrie und Psychotherapie erschwert, wo Patient*innen nicht selten ein Jahr und mehr auf einen entsprechenden Therapieplatz warten müssen. Es kommt zu wiederholten Klinikeinweisungen mit zum Teil intensivmedizinischer Versorgung, bis durch aufwendige Untersuchungen, wie zum Beispiel Herzkatheter oder Magen- und Darmspiegelungen, eine akute organische Erkrankung ausgeschlossen wird. Häufig werden Betroffene durch anhaltende Beschwerden arbeitsunfähig.

Genauso wie psychische Probleme sich in körperlichen Beschwerden widerspiegeln können, kann es umgekehrt bei körperlicher Erkrankung zu Krankheitsverarbeitungsstörungen kommen. Ein körperlich kranker Mensch entwickelt in diesem Fall zunehmend Ängste und wird depressiv, weil er sich nichts mehr zutraut oder keine Perspektive mehr für sein Leben sieht.

Aufgabe der Abteilung für Akutpsychosomatik im Krankenhaus Daun ist es, Betroffenen im Rahmen eines bio-psycho-sozialen und verhaltenstherapeutischen Behandlungskonzeptes ihre Krankheit verständlich zu machen, ihnen bei der Krankheitsakzeptanz zu helfen und entsprechende Therapien aufzuzeigen. In den durchschnittlich drei Wochen stationärem Aufenthalt sollen die Patienten eigene Bedürfnisse und Gefühle besser verstehen und erste positive Therapieerfahrungen machen. Dazu kommen indikationsbezogen verhaltenstherapeutische, kreative und körperbetonte Verfahren durch ein interdisziplinäres Behandlungsteam zum Einsatz. Die Patient*innen lernen, eigene Kraftquellen und Ressourcen (wieder) zu nutzen.

Aufgrund der guten Vernetzung mit den anderen Fachabteilungen des Krankenhauses kann im Zweifel eine noch erforderliche organische Komponente der Erkrankung weiter abgeklärt werden oder eine erforderliche weitere somatische Behandlung eingeleitet werden, wie z.B. eine multimodale Schmerztherapie.

Natürlich gibt es auch Ausschlusskriterien für die Aufnahme in der Abteilung. Bei aktiven Suchterkrankungen, Psychosen, akuter Suizidalität, Pflegebedürftigkeit, Demenz etc. ist eine Aufnahme nicht möglich. Auch Patient*innen unter 18 Jahren können nicht behandelt werden. Eine Anmeldung ist über das auf der Homepage des Krankenhauses (www.krankenhaus-daun.de) bereitgestellte Formular durch Hausärzte, Psychotherapeut*innen oder Psychiater*innen möglich. In der Regel wird vor der Aufnahme ein ausführliches diagnostisches und motivierendes Gespräch durchgeführt. Geprüft wird, ob eine stationäre Aufnahme indiziert ist, und es wird, falls nötig, noch eine vorstationäre Diagnostik oder somatische Abklärung eingeleitet.